U N S E R E V E R A N S T A L T U N G E N
DIE FREMDE, SCHAUSPIEL MIT JOANNA STANECKA
Am Freitag, 01. September um 19.00 Uhr, präsentiert die polnische Schauspielerin Joanna Stanecka im GOLDBEKHAUS (Zentrum für Stadtteilkultur Winterhude, Moorfuhrtweg 9) in einem Monolog das Stück „Die Fremde“ (Cudzoziemka). Das Theaterstück ist in Anlehnung an einen Roman von Maria Kuncewiczowa (1895-1989) entstanden, der unter dem Titel „Cudzoziemka“ 1936 in Warschau erschienen ist. Erzählt wird die Geschichte von Róża Zabczynska, einer polnischen Immigrantin der Zwischenkriegszeit, die bis zu ihrem 16. Lebensjahr in Russland gelebt hat. Dort als die „Polaczka“ -die Polin- ausgegrenzt, fällt sie in Warschau durch ihren russischen Akzent, eine andere Mentalität und ihren Teint als Fremde auf. Rosa lebte in verschiedenen Ländern, Sprachen und Kulturen, aber immer unangepasst, entfremdet, mit sich zweifelnd. Lebenslang verfolgte sie die Frage nach ihrer wahren Identität. Die Regisseurin Iwona Jera und Joanna Stanecka fanden in diesem außergewöhnlich psychologischen Roman viele Anknüpfungspunkte an die heutigen brisanten Fragestellungen nach der Nationalidentität in der globalisierten Welt.
Joanna Stanecka ist Absolventin der Staatlichen Hochschule für Film, Fernsehen und Theater Łódź. Als Polin, die jetzt in Deutschland lebt, hat auch sie eine persönliche, emotionale Berührung mit dem Thema.
Es ist eine etwa einstündige Aufführung mit anschließendem Gespräch mit der Künstlerin. Eintritt: 6,00 Euro.
„STEIN DER DEMUT“ – DENKMAL FÜR DIE ERMORDETEN JUDEN IN JÓZEFÓW
Vor 75 Jahren ermordeten Männer des 101. Reserve-Polizeibataillons aus Hamburg mehr als 1500 jüdische Kinder, Frauen und Männer in Józefów in Südostpolen. Der Tatort des Massakers ist heute ein wichtiger Gedenkort zur Mahnung und zur Erinnerung. Als Zeichen ihrer Verantwortung setzte die Polizei Hamburg in Józefów am 8. September 2016 in Anwesenheit eines Vertreters der Angehörigen der Opfer, Gemeinde- und Woiwodschaftsvertretern sowie einer Delegation aus Hamburg einen Gedenkstein, zu dessen Errichtung auch deutsche Polizisten beigetragen haben.
Um an die schrecklichen Ereignisse des Jahres 1943 zu erinnern, wird Wolfgang Kopitzsch, Historiker und Hamburger Polizeipräsident a.D. zum Thema: „Gegen das Vergessen des Massenmordes an der unschuldigen jüdischen Bevölkerung am 13. Juli 1942“ sprechen. Frank Trawny, Bereichsleiter der Akademie der Polizei Hamburg wird mit dem Thema: „Das gelebte Gedenken heute“ über die jahrelange Zusammenarbeit junger Polizeischüler*innen aus Hamburg und Lublin in Polen“ berichten.
Die Veranstaltung findet am Jahrestag der Denkmalenthüllung in Józefów am Freitag, 8. September 2017 um 19.00 Uhr im Mahnmal St. Nikolai (Willy-Brandt-Straße 60), statt.
Gemeinsam mit der Akademie der Polizei Hamburg und dem Mahnmal St. Nikolai laden wir Sie zu einer Auseinandersetzung mit den Ereignissen in Józefów und der deutsch-polnischen Erinnerungsarbeit ein.
Der Eintritt ist frei
REFORMATION IM ÖSTLICHEN EUROPA – POLEN, LITAUEN und PREUSSENLAND
Am Donnerstag, 21. September um 19.00 Uhr, findet im Mahnmal St. Nikolai, Willy-Brandt-Straße 60, die Eröffnung der Ausstellung zum Thema „Reformation im östlichen Europa – Polen, Litauen und Preußenland“ statt, zu der Prof. Dr. Golczewski ein Einführungsreferat halten wird.
Die Reformation konnte sich im Herzogtum Preußen durch den ehemaligen Hochmeister des Deutschen Ordens Albrecht von Brandenburg-Ansbach 1525 zunächst ungehindert entfalten. Im Königlichen Preußen wurde das Luthertum erst 1559 anerkannt. Die Ansiedlung Reformierter und Mennoniten im 16. Jahrhundert führte zur Entstehung von Gemeinden unterschiedlicher protestantischer Richtungen. Sie versuchten, eine gemeinsame Handlungsbasis gegen die Gegenreformation zu finden, konnten aber die Dominanz der katholischen Kirche nicht verhindern. Diese Religionskonflikte erreichten ihren Höhepunkt, als sich die polnischen Kleinadligen in der Konföderation von Bar gegen ihr Staatsoberhaupt und jede innenpolitische Modernisierung – somit auch gegen die konfessionelle Gleichberechtigung – auflehnten, was in Folge zur ersten Teilung Polens 1772 führte. Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg trugen zur weiteren konfessionellen Verschiebung in Richtung Katholizismus bei. Die deutsch-polnische Wanderausstellung verfolgt die Geschichte des Protestantismus in diesen Regionen bis in die Gegenwart. Die 15 reich bebilderten Banner sind Teil eines Ausstellungsprojekts des Deutschen Kulturforums östliches Europa. Mehr unter www.kulturforum.info
Da die Reformation in diesem Jahr besonders im Oktober viel Beachtung erfährt, laden wir Sie auch zur Finissage dieser Ausstellung ein, die am Donnerstag, 19. Oktober um 19.00 Uhr ebenfalls im Mahnmal St. Nikolai stattfindet. Vorgesehen sind zwei Referate:
„Im Spiel der Mächte. Reformation und evangelisches Erbe in Preußen und Polen“ von
Dr. Lars-Arne Dannenberg, dem Vizepräsident der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Mitglied im Kuratorium der Stiftung Kulturwerk Schlesien
und
„Daniel Ernst Jablonski und das reformatorische Erbe der Brüderkirche in der Adelsrepublik“ von Hartmut Rudolph, der vor dem Eintritt in den Ruhestand als Theologe die Potsdamer Leibniz-Editionsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften leitete.
Das Projekt ist in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, dem Mahnmal St. Nikolai und der DPG Hamburg entstanden.
Die Sonderausstellung ist vom 21. September. bis 19. Oktober 2017 täglich zu sehen. Eintritt 5 Euro, das Ticket berechtigt auch zum Besuch der Dauerausstellung „Gomorrha 1943“ und einer Fahrt mit dem gläsernen Panoramalift auf den Kirchturm von St. Nikolai.
V E R A N S T A L T U N G E R A N D E R E R T R Ä G E R
WIR SIND EUROPA – IM FOCUS UNSER NACHBAR POLEN
Die Volkshochschule Buxtehude (www.vhs-buxtehude.de) veranstaltet als Schwerpunkt ihres Herbstprogramms vom September 2017 bis zum Januar 2018 eine Vortragsreihe unter dem Thema „WIR SIND EUROPA“. Im Rahmen dieser Reihe gestaltet unser Ehrenvorsitzender Gerd Hoffmann am Donnerstag, 21. September 2017 um 19.00 Uhr, einen Abend unter dem Titel „Unser Nachbar Polen – gestern und heute“ Nach einem kurzen Streifzug durch die Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen informiert er wissenswertes über Land und Leute und wird mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch über die aktuelle politische Lage in Polen diskutieren. Bei Interesse melden Sie sich bitte unter vhs@stadt.buxtehude.de oder unter Telefon 04161 74340 an. Der Eintritt kostet 5,– €.
POLNISCHES FESTIVAL
Die polnische Sängerin Aneta Barcik lädt wieder in den Park „ Planten un Blomen“ (Musikpavillon) ein, wo am Samstag, 30. September 2017, ab 14:00 Uhr, das 7. Polnische Festival stattfinden wird. Höhepunkt der Veranstaltung ist das Konzert der Rock/Pop Star-Sängerin KASIA KOWALSKA mit dem Live Trio. Das Generalkonsulat der RP in Hamburg hat die Schirmherrschaft übernommen. www.polskifestival.de
BILDUNGSURLAUB IN WARSCHAU
Arbeit und Leben Hamburg organisiert vom 24. bis 30. September eine Reise nach Warschau unter dem Motto: „Europaskepsis und Europajubel, Polens Hauptstadt als Spiegel der Europäischen Einigung?“.
In kaum einer Metropole ist europäische Geschichte so greifbar wie in Warschau: Wir finden Spuren des Zweiten Weltkriegs, des Sozialismus, der Europäischen Einigung und auch der derzeitigen Krise. Sie sind ein Spiegel wechselhafter politischer Machtverhältnisse. Im Mittelpunkt des Bildungsurlaubs steht Warschau als eine selbstbewusste Stadt der Gegensätze, dessen Suche nach der eigenen Rolle in Europa andauert. Neben dem Besuch historischer Orte der polnischen Metropole werden die aktuellen politischen Entwicklungen in ihrem geschichtlichen Kontext betrachtet. Leitung: Lena Thurau, Diplom-Politologin. Kosten ohne Anreise: 650,- € im DZ (EZ-Zuschlag: 210,- €) (7 Reisetage, 6 Ü/F) Die An- und Abreise muss selbst organisiert werden. Informationen und Anmeldung auf der Homepage: www.hamburg.arbeitundleben.de
DAS ENDE VON EUROPA OHNE GRENZEN?
In der Zeit vom 1. bis 3. Oktober 2017 veranstaltet die Europäische Akademie Schleswig-Holstein die Tagung „Das Ende von ‚Europa ohne Grenzen‘? Deutschland, Polen und die Krise(n) der EU“ im Akademiezentrum Sankelmark (Akademieweg 6 • 24988 Oeversee). Eurokrise, Flüchtlingsfrage, Ukraine-Konflikt und euroskeptische Bewegungen fordern die EU heraus. Jede dieser Krisen hat einen deutlich sichtbaren negativen Effekt auf die Beziehungen innerhalb der EU-Staaten und ebenso auf die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen. Aktuelle Studien zeigen dennoch, dass die meisten Bürger die EU positiv bewerten.
Die Academia Baltica lädt Sie herzlich ein, Lösungsansätze aus Polen und Deutschland zu finden und zu diskutieren. Leitung: Dr. Elżbieta Opiłowska und Prof. Dr. Katarzyna Stokłosa. Kosten: ca. 145 Euro im EZ. Das detaillierte Programm sehen Sie unter folgendem Link http://www.eash.de/programm/seminaretagungen/details/news/das-ende-von-europa-ohne-grenzen/.Anmeldungen nehmen die Veranstalter schriftlich oder per E-Mail entgegen.
- KONGRESS DER DPG BUNDESVERBAND IN POTSDAM – Vorankündigung
Der 26. Jahreskongress „Nachbarschaft in der Mitte Europas“ der Deutsch-Polnischen Gesellschaften rückt immer näher! Auch in diesem Jahr bietet der DPG Bundesverband ein interessantes Programm, Diskussionen, Führungen und Musik – dieses Mal in Potsdam an. Wir laden alle Mitglieder herzlich dazu ein, an einem der größten Treffen von Akteuren, Multiplikatoren und Freunden der deutsch-polnischen Beziehungen teilzuhaben! Der Jahreskongress wird vom 10. bis 12. November 2017 stattfinden. Während des Kongresses wird bereits zum 12. Mal der DIALOG-PREIS verliehen. Die Deutsch-Polnische Gesellschaft Bundesverband zeichnet in diesem Jahr den renommierten österreichischen Schriftsteller, Journalist und Übersetzer Martin Pollack mit dem DIALOG-Preis für sein umfassendes literarisches Werk aus.. Die feierliche Verleihung des Preises wird am 11. November 2017 im Auditorium Maximum der Universität Potsdam stattfinden. Mehr Informationen: www.dpg-bundesverband.de
FILMLAND POLEN im Kino Metropolis
Am Sonntag, 10. September 2017 um 16.00 Uhr, wird der Film SPOOR (Pokot) in der Regie der renommierten polnischen Regisseurin Agnieszka Holland gezeigt, der bei der Berlinale 2017 mit dem Silbernen Bär des Alfred-Bauer-Preises ausgezeichnet wurde. Der Film ist eine Adaptation des polnischen Bestsellers-Romans „Der Gesang der Fledermäuse“ von Olga Tokarczuk, einem Kriminalthriller mit ökologischer Botschaft. Duszejko (Agnieszka Mandat), pensioniert und noch gelegentlich als Englischlehrerin tätig, lebt in einem Haus am Waldrand in der Nähe einer polnischen Kleinstadt. Die Beziehung zwischen den Stadtmenschen und den Tieren des Waldes hat in diesem Landstrich zu einem brutalen Gleichgewicht gefunden: Die Menschen jagen und quälen, während die Tiere leiden und sterben. Doch dieser Friede durch Unterdrückung scheint mehr und mehr aufzubrechen, es kommt zu einer Reihe von Todesfällen, die Opfer allesamt Jäger, die Leichen allesamt entstellt durch die Spuren tierischer Aggression. (…). Spoor sammelt Figuren, Bilder und Ereignisse vorrangig in der Absicht auf, sie einer Auflösung entgegenzutragen, die schon von Anfang an feststeht – und weiß mit dieser Auflösung dann nichts anderes anzufangen, als sie mit der Emphase einer großen Enthüllung auszustatten.
Am Sonntag, 15. Oktober 2017 um 17.00 Uhr, werden sie ebenfalls im Metropolis-Kino die Möglichkeit haben, den auf dem Filmfestival Cottbus 2015 preisgekrönten Film „Welle“ (Fala) in der Regie von Grzegorz Zariczny zu sehen. Ania steht kurz vor einer wichtigen Prüfung. Kasia hilft ihr zu üben, und die Mädchen werden als Freundinnen, die sich bei allen Problemen gegenseitig unterstützen können, immer wichtiger füreinander. In Nowa Huta, einem verarmten Krakauer Stadtteil, sieht ihr Leben – von außen betrachtet – trist aus. Sie könnten ein perfektes Beispiel von Jugendlichen ohne Zukunft sein. Aber nicht im Blick von Regisseur Grzegorz Zariczny! Er portraitiert ihre Kraft und Leidenschaft und zeigt, dass Freundschaft und Menschenwürde auch in einer Plattenbausiedlung zu finden sind.
B E R I C H T E
Wie schon in den letzten Mitteilungen mitgeteilt, fand im Mai ein bemerkenswerter deutsch-polnisch-ukrainischer Umwelt- und Energiekongress in Rzeszów (Südostpolen) statt, den wir mitgestaltet haben. Er in der Zusammenarbeit mit der Polnisch-Deutschen Gesellschaft Rzeszów entstanden und ist mit finanzieller Unterstützung des Bundesumweltministeriums und der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit zustande gekommen. Ziel des Kongresses war der Austausch und der Wissenstransfer zu Energiefragen zwischen den Institutionen und zivilgesellschaftlichen Initiativen in Polen, der Ukraine und Deutschland. Wichtig waren auch die Aspekte der Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Gesundheit. Auf dem Kongress stellten die beteiligten Zielgruppen – Kommunen, Kirchen sowie Schulen und Universitäten – konkrete Projekte und Erfahrungen da. Es wurden auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie Handlungsspielräume auf dem Weg einer ökologischen Erneuerung besser wahrgenommen und genutzt werden könnten. Der Kongress konnte Impulse zur Vernetzung der Teilnehmer geben, die zu weitergehenden Diskussionen und Projekten führen werden. Als Ergebnis wurde von allen Teilnehmern ein „Appell zum Schutze des Klimas“ verabschiedet, der sich an Institutionen, Politiker und interessierte Bürger wendet; sie finden den Appell im Anhang zu diesen Mitteilungen mit der Bitte um Kenntnisnahme und auch um Weiterleitung.an interessierte Kreise.
NACHRUF FÜR UNSER MITGLIED DR. RICHARD PYRITZ
Wir trauern um Dr. Richard Pyritz, der kurz nach Vollendung seines 77. Lebensjahres am 12. Mai 2017 verstorben ist. Der in Stettin geborene Richard Pyritz war seit 1995 unser aktives Mitglied. Er hatte 1998 das Rotary-Stipendienprogramm für Studierende an der Europa-Universität Viadrina initiiert und seither über 800.000 Euro für rund 500 Studierende eingeworben. Der engagierte Rotarierer hatte aufgrund zahlreicher persönlicher Verbindungen nach Polen die deutsch-polnische Verständigung zu seiner Sache gemacht und dabei hatte er insbesondere die nachwachsende Generation im Blick. In der deutsch-polnischen Szene war er dafür nicht nur in Norddeutschland bekannt. Für seinen vielfältigen Einsatz wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Offizierskreuz des polnischen Verdienstordens. Er war ein sehr positiv eingestellter Mensch, der anderen Mut machen konnte und so werden wir ihn in guter und vorbildlicher Erinnerung behalten.
Auch die Europa-Universität Viadrina trauert um ihren Ehrensenator Richard Pyritz.. „Er war ein wahrer Menschenfreund“, sagt Viadrina-Präsident Alexander Wöll, „es war der freundschaftliche Austausch zwischen den Menschen, der ihm am Herzen lag und den er unermüdlich mit Hunderten von Projekten förderte.“
Für sein Engagement verlieh der Senat der Europa-Universität Viadrina Richard Pyritz im Dezember vergangenen Jahres die Würde eines Ehrensenators, mit der er in diesem Jahr anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Hochschule öffentlich ausgezeichnet werden sollte.
N E U E B Ü C H E R
Nach Anna Mieszkowska, deren Buch über Irena Sendler 2006 in Deutschland erschienen ist, hat sich die Amerikanerin Tillar J. Mazeo die Biographie von Irena Sendler vorgenommen und im März 2017 ein Buch mit dem Titel „Irenas Liste oder das Geheimnis des Apfelbaums: Die außergewöhnliche Geschichte der Frau, die 2500 Kinder aus dem Warschauer Ghetto rettete“ herausgegeben. Was vermag ein einzelner Mensch gegen die Grauen einer ganzen Epoche auszurichten? Eine Menge, wie die wahre Geschichte Irena Sendlers zeigt: Warschau, 1942. Als Sozialarbeiterin hat die junge Polin Zugang zum hermetisch abgeriegelten Ghetto. Was niemand weiß: Sie geht von Tür zu Tür, um verzweifelten Eltern ihre Hilfe anzubieten und ihre Kinder vor der Deportation und dem sicheren Tod zu retten. Unter abenteuerlichsten Umständen schmuggelt Irena nach und nach über 2500 Kinder aus dem Ghetto – in Säcken, Kisten und Särgen, mit Schlafmitteln betäubt, durch Keller und Abwasserkanäle. Mit gefälschten Papieren gibt sie den Kindern eine neue Identität und verschafft ihnen in polnischen Familien, bei Freunden, in Waisenhäusern und Klöstern ein neues Zuhause. Die Namen der geretteten Kinder notiert sie und vergräbt die Liste unter einem Apfelbaum. Selbst als die Gestapo sie fasst und foltert, gibt sie ihr Geheimnis nicht preis und überlebt wie durch ein Wunder. Die Geschichte einer fast vergessenen Heldin – neu erzählt auf der Grundlage jahrelanger Recherchen und Interviews mit Überlebenden. Zutiefst berührend, spannend wie ein Roman und zugleich unglaublich inspirierend. In Hamburg ist die Stadtteilschule in Wellingsbüttel nach ihr benannt.
MIRA SALSKA-BÜNSCH – „Mein Haus auf der anderen Seite“
Der Roman „Mein Haus auf der anderen Seite“ von unserem Mitglied Mira Salska-Bünsch liefert eine spannende Migrantenstudie, in der die Autorin eigene Erfahrungen verarbeitet hat. Anna, die Hauptfigur, schildert das Ankommen aus ihrer Sicht. Intensive, emotionelle, zum Teil poetisch geprägte Beobachtungen führen zu einer schnellen Annäherung oder gar Identifikation der Leser mit Anna. Wer dieses Thema nicht aus eigener Erfahrung kennt, bekommt einen eindringlichen Einblick in ein Labyrinth aus Konflikten und Schwierigkeiten, denen Zuwanderer ausgesetzt sein können, die sich bemühen, in Deutschland Fuß zu fassen. Für beide Seiten beleuchtet das Buch die neuralgischen Punkte des interkulturellen Miteinanders und kann somit zum Verständnis beitragen. Das Buch ist flüssig geschrieben: Wer einmal mit dem Lesen begonnen hat, mag nicht mehr aufhören.
MARION EHRESMANN – „Der Krieg begann hinter unserem Garten“
Die Autorin erzählt das Leben ihrer Mutter, geb. 1920 in Polen, die seit 1927 in Deutschland lebt. Die kinderreiche, arme Familie Blunk wohnt in den 20er Jahren in Danzig. Am Abend des 31. August 1939 beobachtet die Erzählerin Hedwig wie deutsche Panzer hinter ihrem Gartenzaun auftauchen. Am nächsten Tag feuern die Soldaten die ersten Kanonenschüsse auf die Westerplatte ab. Das Feuer zum Beginn des Zweiten Weltkrieges wird vor ihren Augen eröffnet und niemand der in diesem Buch Beteiligten ahnt, was diese schreckliche Aktion noch nach sich ziehen wird.
Ende 1939 schickt die NS-Regierung die Familie in das besetzte Polen, in die Nähe von Thorn, um dort einen polnischen Gutshof zu bewirtschaften. Im Januar 1945 muss die Familie den Gutshof in Adamowo wieder verlassen und flieht im Winter mehrere Wochen lang mit zwei Pferdefuhrwerken von Westpreußen bis Malente in Schleswig-Holstein. Ab 1946 lebt die Großfamilie Blunk in einer verlassenen Fliegerbaracke in einem kleinen Dorf bei Lübeck.
EMILIA SMECHOWSKI – „Wir Strebermigranten“
Emilia Smechowski erzählt die Geschichte ihrer Familie, die in den 1980ern aus Polen nach Deutschland kam. Emilia war noch Emilka, als ihre Eltern mit ihr losfuhren – raus aus dem grauen Polen, nach Westberlin! Das war 1988. Nur ein Jahr später hatte sie einen neuen Namen, ein neues Land, eine neue Sprache: Sie war jetzt Deutsche, alles Polnische war unerwünscht. Wenn die neuen Kollegen der Eltern zum Essen kamen, gab es nicht etwa Piroggen, sondern Mozzarella und Tomate. Und als Emilia ein Deutschdiktat mit zwei Fehlern nach Hause brachte, war ihre Mutter entsetzt: Was war schiefgelaufen? Ergreifend erzählt Emilia Smechowski die persönliche Geschichte einer kollektiven Erfahrung: eine Geschichte von Scham und verbissenem Aufstiegswillen, von Befreiung und Selbstbehauptung.
Wir wünschen Ihnen einen schönen, sonnigen Herbst
und grüßen herzlich
Für den Vorstand
Viola Krizak